Gallhammer sind die Möchtegern-Erbinnen von Hellhammer. Doch “Ocean of illusions”
zeigt auf, wer die wahren Thronerbinnen der Schweizer Institution sind, denn diese vier
Frauen entstammen ebenfalls dem Alpenländle.
Doch halt, der (gewollte) Dilettantismus Gallhammers ist hier definitiv nicht Programm,
vielmehr gibt es fies schleifenden Doom mit zerstörerischen Riffs und songwriterischer
Treffsicherheit, der eher Celtic Frost zur Ehre gereicht. Wer deren Comeback
“Monotheist” zu schätzen wusste, der wird sich auch von SHEVER mit Wonne bedröhnen
lassen.
‘Witch Doom’ steht auf der MySpace-Seite der Damen zu lesen, und diese Bezeichnung
trifft es ganz gut, denn “Ocean of illusions” versteht es durchaus, die Sinne zu verdrehen
und zu verhexen. Kälte und Monotonie sind die bestimmenden Klangfarben, doch auch
Wehklagen und Sehnsucht kann man fühlen.
Die Sängerin kann mit ihren Growls und Screams vollauf überzeugen, und die
gelegentlich darunter gelegten klaren Gesänge geben der Musik zusätzliche Tiefe. Wenn
letztere Komponente jedoch (selten) einmal für sich allein steht, bleibt die gewünschte
Wirkung wegen leichter Unbeholfenheit aus, obwohl mehrere Musikerinnen an den Vocals
beteiligt sind.
Die klagend eingesetzte Violine in ‘Silver Water’ indes hebt den Song auf eine andere
Ebene und verleiht ihm im Verbund mit den auch hier eingesetzten Hintergrundgesängen
einen fast schon ethnischen Klang.
My Dying Bride sind dagegen positiv und lebensbejahend.
Die Herangehensweise von SHEVER ist auch eine etwas andere, sie nähern sich ihrem
Sound aus den Richtungen Doom und Death Metal zu gleichen Teilen an und machen
gelegentlich sogar Station bei Drone und Sludge. Die Geschwindigkeit wird über die
gesamte Albumdistanz von mehr als 53 Minuten nicht angehoben, der Doom wird hier
ähnlich konsequent gelebt wie auf dem Abschiedsalbum von Reverend Bizarre. Dabei
geht man fast so zerstörerisch vor wie Lair Of The Minotaur und genauso kompromisslos,
wie Celtic Frost es früher immer wollten, aufgrund Business-Politik jedoch nicht konnten.
Bands wie Winter, Abscess oder Beherit lassen gelegentlich auch schön grüssen.
‘Obsession’ ist der Name des letzten Stücks, und der Hörer ist am Schluss tatsächlich
besessen von SHEVER. Auf www.shever.ch kann man “Ocean of illusions” für 16 Euro
ordern.
MAW |Rating: 12 Punkte