Artikel veröffentlicht am 20.07.2012 | 210 mal gelesen
Ich bin mal wieder verblüfft, was der Underground so alles zu bieten hat. Die Rede ist an
dieser Stelle von SHEVER, einer Schweizer Band deren Mitglieder allesamt weiblich sind.
Ich möchte mich hier nicht in Vorurteilen verrennen, aber das ist doch schon eher eine
Ausnahme – was aber an ‘Rituals’ besonders überzeugt, ist, dass die vier Damen allen
Klischees wüst den Mittelfinger entgegenstrecken. Vor allem aber sind SHEVER richtig
gut!
Das zweite Album, gleichzeitig übrigens ihr Labeldebüt, bietet ein ziemlich mysteriöses,
bitterböses und zeitweise unheimlich aggressives Klangbild. Die Mischung aus
atmosphärischem Doom Metal und wüstem, kantigem Sludge steht der Band gut zu
Gesicht. Gerade beim Spannungsaufbau zeigt sich das Quartett wahrlich meisterhaft und
“Je Suis Nee” entpuppt sich dabei als bestes Beispiel: Langsam, beinahe zaghaft
beginnend, steigert sich der Song fast hypnotisch, schwillt immer weiter an und entlädt
sich dann ab der Mitte mit aller Brachialgewalt. Wer allerdings bei eher gemächlichem
Tempo, langsamen Songs und gewaltigen Ausbrüchen Vorhersehbarkeit oder gar
Eintönigkeit erwartet, dürfte des Öfteren überrascht aus der Wäsche gucken, denn
“Rituals” ist bei aller Dunkelheit, aller Zähflüssigkeit ein unglaublich detailreiches und
stimmungsvolles Album. Die sich plötzlich einschleichenden Momente, die als beinahe
harmonisch durchgehen und auch der Klargesang kommen meist unerwartet, wirken
nach hinten raus aber nie unpassend. Viel mehr sind es gerade diese kleinen Feinheiten,
die “Rituals” noch ein ganzes Stück faszinierender und einnehmender machen.
So leicht ich vorhin die Schublade Sludge/Doom aufgemacht habe, so schwer fällt es im
Detail, SHEVER wirklich zu brandmarken. Denn neben den recht aggressiven Parts finden
sich auch Elemente aus dem traditionellen Doom, gerade was die Riffs angeht, die neben
den sich unermüdlich auftürmenden schwarzen Gitarrenwänden wie ein frischer Wind
durch den Bandsound wehen. “Rituals” ist ein intensives Album, das neben seiner rauen
Oberfläche manchmal gar verträumt anmutende Parts bereithält und neben der
unbestreitbar aggressiven Ausrichtung eine einnehmende Atmosphäre verströmt, sehr
gutes Werk!
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