29. Oktober 2012
Hinter dem schlichten Albumtitel „Rituals“ verbirgt sich die Formation SHEVER, welche ihre Musik
gerne als Witch-Doom betitelt. Seit der Bandgründung im Jahr 2004 können die Schweizer neben
Tourneen mit namhaften Bands wie AHAB auch einen Auftritt am legendären Roadburn-Festival
vorweisen. Neben dem kraftvollen Debüt „Ocean Of Illusions“ (2007) und der EP „A Dialogue With
The Dimensions“ (2009) stellt das vorliegende Album einen weiteren Meilenstein am Wegesrand der
jungen Bandgeschichte dar.
Am knisternden Lagerfeuer wird mit „Ritual Of Chaos“ das doomige Zeremoniell eröffnet. Langsam,
gemächlich und fast unbewusst baut der Longplayer eine geradlinige und unzerstörbare Härte auf,
welcher schließlich durch den drückenden Bass und die schweren Vocals Ausdruck verliehen wird.
Keiner der sechs Songs unterschreitet dabei eine geradezu magische Sieben-Minuten-Grenze, aber
diese Zeit braucht es auch um den erst allmählichen Songaufbau gehaltvoll zu vollziehen. Folglich
wirkt bei SHEVER kein Tempowechsel überstürzt, kein Chorus voreilig und Hektik wird ohnehin nur
sehr behutsam als wirkungsvolles Stilelement eingesetzt. In „Delirio“ reihen sich beispielsweise
zurückhaltende Passagen neben brachiale Stimmausbrüche. Die rhythmische Gleichmäßigkeit ist
dabei einerseits nachdenklich und meditativ, wird aber an den richtigen Stellen durchbrochen, um
Aufmerksamkeit zu generieren.
Inhaltlich erzählen die Musikerinnen eher minimalistisch vom Schmerz der Einsamkeit und der
Notwendigkeit des Chaos. Textlich hingegen machen sie Riesensprünge zwischen Englisch,
Französisch („Je suis nee“), Portugiesisch („Delirio“) und non-verbalem Ausdruck („Tha he na te“).
Trotz der Langatmigkeit des düsteren Sounds wirkt „Rituals“ weder überladen noch zäh, sondern
überzeugt durch eben diesen heillosen Mix aus Besinnlichkeit und innerer Wut.
Seitdem unlängst Basstin Nadine ihren Ausstieg bekannt gegeben hat, geht die Combo zwar nicht
mehr als All-Female-Projekt durch, für 2013 darf man aber trotzdem auf eine Split- EP mit den
befreundeten SPANCER (D) und einem gewissen Chris am Tieftöner gespannt sein.
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